Verfassungshistorische und -politische Determinanten der Budgetspezialisierung


Menzel, Klaus


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URL: https://madoc.bib.uni-mannheim.de/1101
URN: urn:nbn:de:bsz:180-madoc-11010
Dokumenttyp: Dissertation
Erscheinungsjahr: 2005
Titel einer Zeitschrift oder einer Reihe: None
Ort der Veröffentlichung: Mannheim
Hochschule: Universität Mannheim
Gutachter: Puhl, Thomas
Datum der mündl. Prüfung: 25 Juli 2005
Sprache der Veröffentlichung: Deutsch
Einrichtung: Fakultät für Rechtswissenschaft und Volkswirtschaftslehre > Öffentl. Recht, Finanz- u. Steuerrecht, Öffentl. Wirtschaftsrecht u. Medienrecht (Puhl 1995-)
Fachgebiet: 340 Recht
Normierte Schlagwörter (SWD): Verfassung , Deutschland / Grundgesetz , Haushaltsplan , Spezialisierung
Freie Schlagwörter (Deutsch): Budget , Haushalt , Determinanten , Bestimmungen
Freie Schlagwörter (Englisch): constitution , budget , specialization , determinants
Abstract: Einleitung (Teil) Die Finanznot des Bundes, der Länder und Kommunen kann sich noch weiter verschärfen. Die Frage ist, ob dann der Bundestag die Fesseln, die er der Regierung durch den Haushaltsplan anlegt, noch weiter lockern soll – und wenn ja, wie weit; sowie umgekehrt, welche Entscheidungs- und Handlungsspielräume der Regierung der Bundestag stärker einschränken sollte. Dieser Frage möchte die vorliegende Arbeit nachgehen. Dabei erscheint es angesichts der Funktion der Verfassung als einer Rahmenordnung für den politischen Prozess weniger aussichtsreich, verfassungsrechtlichen Determinanten der Budgetspezialisierung nachzuspüren. Wenn dem Grundgesetz eines Tages solche Grenzen entnommen werden, so liegt es angesichts des unzureichenden Textbefundes zu dieser Frage, aber auch wegen der fehlenden (im Folgenden noch aufzuzeigenden) verfassungshistorischen Hinweise auf solche Festlegungen nahe, dass diese eher in einem Akt verfassungskonkretisierender Dezision gesetzt als mit den Mitteln juristischer Auslegung entwickelt und erkannt werden. Deshalb soll die Frage nach Ober- und Untergrenzen der Budgetspezialisierung im Folgenden eher verfassungspolitisch aufgeworfen und beantwortet werden. Dabei erscheint es wiederum für dieses verfassungspolitische bemühen zweckmäßig, zunächst auf Haushaltsvorschriften früherer Verfassungen, insbesondere seit der französischen Revolution von 1789, zurück zu blicken und erst dann im Grundgesetz weiter nachzuforschen; denn auch unsere heutige Verfassung beruht ja auf einer oft schmerzhaften, mehrfach blutigen Entwicklung durch mehrere Jahrhunderte. Deshalb soll dargestellt werden, welche Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen dem Maß der Demokratisierung und der Budgetspezialisierung bestehen und schließlich, welche Tiefenschärfe der Aufgliederung des Haushaltes gemäß unserem heutigen Demokratieverständnis erforderlich und geboten erscheinen. Zusammenfassende Thesen (Teil) In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kämpften die von den Ständen gewählten Landtage in über 30 deutschen Einzelstaaten gegen die von den Fürsten berufenen Regierungen besonders darum, nicht nur bei der Festsetzung von Steuern und den jeweils aus der Steuer zu deckenden Ausgaben mitwirken zu können, sondern bei der Ausgestaltung aller Einnahmen und Ausgaben des Staates mit zu entscheiden. Erst nach der Revolution von 1848 und der Frankfurter Nationalversammlung von 1849 räumten die Fürsten dieses Recht den Landtagen umfassender ein. Jedoch bestehen die Budgets zunächst nur aus wenigen großen Einnahme- und Ausgabeposten. Um mehr Mitbestimmung über die Politik des Fürsten und seiner Regierung im Innern und nach Außen, insbesondere auch über Krieg und Frieden, zu gewinnen, kämpften die Landtage und nach den Reichsgründung auch der Reichstag um eine stärkere Spezialisierung des Budgets. Sowohl aus der Sicht der Parlamentsopposition als auch des kritischen Bürgers sollte die gegenwärtig bestehende, in der Bundeshaushaltsordnung näher ausgestaltete Spezialisierung des Budgets nicht noch wesentlich vermindert und demnach auch die gegenwärtig bestehenden Ausnahmen von den herkömmlichen Haushaltsgrundsätzen nicht erweitert werden. Andererseits besteht auch gegenwärtig kein deutlicher Anlass, die bestehende Aufgliederung und damit gegebene Tiefenschärfe der Einnahmen und Ausgaben des Budgets zu erhöhen. Die bestehende Spezialisierung der Budgetposten hat sich in den vergangenen Jahrzehnten als ausreichende Information des Wählers, der Abgeordneten und der mit dem Vollzug beauftragten Regierung und Verwaltung erwiesen. Als verfassungsrechtliche Determinante der Budgetspezialisierung kann das Recht der Abgeordneten, insbesondere der Minderheit, angesehen werden, im Entwurf des Haushaltsgesetzes und Planes so hinreichend konkrete Informationen über die Einnahmen und Ausgaben erhalten, die eine sachverständige Beurteilung und sachkundige Kritik ermöglichen. Als verfassungspolitische Determinante der Budgetspezialisierung sollte das Bedürfnis, ja sogar ein demokratischer Anspruch des wahlberechtigten Bürgers anerkannt werden, im Haushaltsgesetz und – plan so hinreichend konkrete Angaben zu finden, damit er ausreichend zu beurteilen vermag, welche Einnahmen und Ausgaben die – von der Parlamentsmehrheit getragene – Regierung plant. Denn schon in der "Erklärung der Rechte des Menschen und des Bürgers" in der 1. französischen Verfassung vom 03.09.1791 nach der Revolution von 1789 war zu recht festgelegt: "14. Alle Bürger des Staates sind berechtigt entweder durch sich selbst oder durch ihre Repräsentanten, sich von der Nothwendigkeit des öffentlichen Beitrages zu überzeugen, ihn frei zu bewilligen, die Verwendungen desselben nachzusehen, und die Quote davon, sowie deren Austheilung, Eintreibung und Dauer zu bestimmen."
Übersetzter Titel: Historical and political determinants of budgetspecialization in constitution (Englisch)
Übersetzung des Abstracts: Introduction: The serious financial difficulties that the German Federal Government, the Federal states and the local authorities have been facing recently might even intensify in the future. The question arises whether the Bundestag should ease the restrictions that it imposes upon the Government due to its tight budget – and if yes, to what extent; and conversely, to what extent the Bundestag should further restrict the Government’s scope for decision-making and range of options. This dissertation is concerned with this very issue. As the Constitution functions as a framework of regulations for the political proceedings it seems less promising to investigate the judicial determinants of budget specialization set by the Constitution itself. If one day such limits were to be extracted from the Basic Constitutional Law of the Federal Republic of Germany, an obvious solution would be to fix them in an act of decision-making by concretizing the Constitution rather than to acknowledge these limits by means of juristic interpretations – especially since the textual findings on this question are insufficient and potential indications of such agreements taken from previous constitutions do not exist (as will be shown in the course of the dissertation). Therefore, the issue of the upper and lower limits of budget specialization will be discussed under constitutional-political aspects. For this endeavour, it proves to be highly functional to take a retrospective look on previous budget regulations, especially since the French Revolution of 1789, and only then continue to take the Basic Constitutional Law into account; after all, our present Constitution, too, rests upon oftentimes painful, bloody developments that lasted several centuries. Hence, the dissertation aims to describe which correlations and interdependencies exist between the degree of democratization and budget specialization and furthermore intends to illustrate to what extent the allocation of the budget is justifiable according to our common perception of democracy. Summarizing theses: In the first half of the nineteenth century, in over thirty German single states, the state parliaments elected by the corporative system were struggling with the governments appointed by the sovereigns. They were not only fighting for the right to play a significant role in raising taxes and determining the expenditures covered by the taxes; they were also fighting for the right to have a decisive vote on the financial management of all the revenues and expenditures. Only after the Revolution of 1848 and the Frankfurt National Assembly of 1849 did the sovereigns grant this right to the state parliaments with still some restrictions: At first, they were only allowed to administer budgets that merely consisted of some larger items of revenues and expenditures. In order to gain the right to have more influence on the internal politics and foreign affairs of a sovereign and his government – especially concerning matters of war and peace –, the state governments as well as the Reichstag after the foundation of the Reich were supporting a more differentiated specialization of the budget. For purposes of the parliamentary opposition as well as of the critical citizen, the current specialization of the budget – recorded in detail in the Federal Budget Statute – should not be decreased significantly, i.e. the current items of expenditure should not be expanded. Moreover, there is at present no necessity to amplify the current allocations. For the last few decades, the given specialization of the budget entries has proved to be sufficiently informative for voters, Members of the Bundestag and the Government and Administration responsible for the budget. The right to receive sufficient information on revenues and expenditures, which is granted to the Members of the Bundestag – particularly the minority –, can be regarded as a constitutional-judicial determinant; thus, a competent assessment and informed criticism are facilitated by being able to take the Budget Plan into consideration. As a constitutional-political determinant of budget specialization the need or rather the democratic claim of the eligible citizen to find sufficient enough information in the Budget Law or Budget Plan should be respected so that every citizen is able to judge competently what kind of revenues and expenditures the Government, based on the parliamentary majority, is currently planning. After all, as early as in the "Declaration of Human and Civil Rights", found in the very first French Constitution from 1791 and thus shortly after the French Revolution of 1789, it was rightly stated: 14. All citizens of the state are entitled, either in person or through their elected representatives, to convince themselves of the necessity of the levied taxes; to allot taxes freely, trace their utilization and decide upon their dispensation, collection and duration. (Englisch)
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